2009
Betriebsratsverseucht: Skandalöse Diffamierung der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen.
In der Sendung «Monitor» (ARD 14.5.2009) berichtete ein Mitarbeiter einer Baumarktkette, dass dieses Wort von Abteilungsleitern verwendet wird, wenn ein Mitarbeiter von einer Filiale mit Betriebsrat in eine Filiale ohne Betriebsrat wechseln will.
Dort könnte ihm vorgehalten werden, dass sein bisheriges Vertrauen in eine Arbeitnehmervertretung die Einstellung gefährde. Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen «stört» zwar viele Unternehmen, sie als «Seuche» zu bezeichnen, ist indes ein zumindest sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen.
Flüchtlingsbekämpfung: Militärische Umschreibung der Abwehr von Flüchtlingen; Kanzlerin Merkel.
Intelligente Wirksysteme: Verschleierung von Hightech-Munition, sogar im offiziellen Unternehmensnamen des Herstellers.
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2008
Notleidende Banken: Das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise wird rundweg auf den Kopf gestellt. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssen, werden die Banken mit ihrer Finanzpolitik, durch die die Krise verursacht wurde, zu Opfern stilisiert.
Das gelegentlich vorgetragene Gegenargument zur Unwort-Wahl, «notleidend» sei ein Fachbegriff wie in «notleidende Kredite», geht ins Leere. Denn die Kombination von «notleidend» und «Banken» verliert den Anspruch auf Fachspezifik. Vielmehr spekuliert die Formulierung auf die Mitleid heischende alltagssprachliche Bedeutung von «notleidend».
Rentnerdemokratie: Als die Renten um ganze 1,1% erhöht werden sollten, malte der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, selbst Bezieher satter Altersbezüge, das Schreckbild eines Staates, einer Rentnerdemokratie, in «der die Alten die Jungen ausplündern».
Karlsruhe-Touristen: Diffamierung von Bürgern, die wiederholt wegen der Verfassungsgemäßheit von Gesetzen das Bundesverfassungsgericht anrufen – ausgerechnet durch den Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft R. Wendt.
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2007
Herdprämie: Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen.
Zum Unwort des Jahres 2007 ist der Begiff «Herdprämie» gewählt worden. Ärgerlich ist insbesondere der Versuch, alle Frauen – darunter auch solche, die der Kindererziehung zuliebe ihre Karriere unterbrechen oder aufgeben – zu «Heimchen am Herd» zu degradieren.
Genauso verwerflich wäre es, die Finanzierung einer Krippenerziehung als «Emanzensubvention» zu diffamieren. Inzwischen gibt es ein ganzes Wortfeld, das die Diffamierungsabsicht ebenfalls deutlich werden lässt. Dazu gehören u. a. die Varianten «Aufzuchtprämie», «Gluckengehalt» und «Schnapsgeld».
Klimaneutral: Kritisiert wird der Versuch, mit diesem Begriff für eine Ausweitung des Flugverkehrs oder eine Steigerung anderer CO2-haltiger Techniken zu werben, ohne dass dabei deutlich wird, wie diese Klimabelastungen «neutralisiert» werden sollen.
Entartet: Umschreibung für Kunst und Kultur ohne religiöse Bindung.
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2006
Freiwillige Ausreise: Gesetzes- und Behördenterminus, wenn abgelehnte Asylbewerber aus deutschen Abschiebehaftanstalten, sog. Ausreisezentren, nach intensiver „Beratung“ in ihre Herkunftsländer zurückkehren, wobei die Freiwilligkeit in vielen Fällen zweifelhaft ist.
Freiwillige Ausreise ist nach Meinung der Unwort-Jury eins der leider zahlreichen Unwörter im Zusammenhang mit der Behandlung von Asylbewerbern (z. B. die Unwörter von 1992 bzw. 2002 aufenthaltsbeendende Maßnahmen im Grundgesetz Art. 16a und Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten oder die Behördenformulierung kindgerechte Abschiebung).
Freiwillige Ausreise meint in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der «intensiven Beratung» abgelehnter Asylbewerber in den sog. Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise darf in vielen Fällen bezweifelt werden.
Konsumopfer: Umschreibung von Models, die durch Abmagern einem Schönheitsideal der Konsumgesellschaft gerecht werden müssen.
Neiddebatte: Diffamierung der öffentlichen Diskussion um übertriebene Managergehälter.
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2005
Entlassungsproduktivität: Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für «überflüssig» gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.
Entlassungsproduktivität meint eine gleichbleibende, wenn nicht gar gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung, nachdem zuvor zahlreiche für «überflüssig» gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.
Es verschleiert damit die meist übermäßige Mehrbelastung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz noch behalten konnten, was oft auch mit dem ebenfalls beschönigenden Wort von der «Arbeitsverdichtung» umschrieben wird. Aber auch die volkswirtschaftlich schädlichen Folgen der personellen Einsparung, die Finanzierung der Arbeitslosigkeit, werden mit diesem Terminus schamhaft verschwiegen.
Ehrenmord: Inakzeptable Berufung auf eine archaische «Familienehre» zur Rechtfertigung der Ermordung eines meist weiblichen Familienmitglieds.
Bombenholocaust: Widerliche Umschreibung der Zerstörung Dresdens, womit der millionenfache Mord im eigentlichen Holocaust heruntergespielt werden soll.
Langlebigkeitsrisiko: Unsensibler Fachterminus für das Versicherungsrisiko, das dadurch entsteht, dass Versicherte länger leben als kalkuliert; vgl. auch «Todesfallbonus».
2004
Humankapital: Degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen.
Der Gebrauch dieses Wortes aus der Wirtschaftsfachsprache breitet sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus und fördert damit die primär ökonomische Bewertung aller denkbaren Lebensbezüge, wovon auch die aktuelle Politik immer mehr beeinflusst wird. Humankapital degradiert nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt zu nur noch ökonomisch interessanten Größen. Bereits 1998 hat die Jury Humankapital als Umschreibung für die Aufzucht von Kindern gerügt. Aktueller Anlass ist die Aufnahme des Begriffs in eine offizielle Erklärung der EU, die damit die «Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen, das in Personen verkörpert ist», definiert (August 2004).
Generelle Stellungnahme zum Unwort des Jahres »Humankapital»:
Die Unwort-Jury ist inzwischen mit so vielen Reaktionen auf ihre Wahl von »Humankapital« zum Unwort des Jahres konfrontiert worden, dass es unmöglich ist, auf jede Zuschrift persönlich zu antworten.
Denjenigen, die ihre Zustimmung bekundet haben, sei herzlich gedankt! In diesen Zuschriften werden teilweise sehr profunde Argumente und konkrete Informationen mitgeteilt, die unsere Kritik an der Ökonomisierung aller möglichen Lebensbezüge, die wir am Beispiel des Schlüsselbegriffs »Humankapital« exemplarisch aufzeigen wollten, nur noch verstärken. Insbesondere wird – auch von Fachleuten – darauf hingewiesen, wie wenig sich die reinen Vertreter der »Humankapital«-Theorie offenbar der begrenzten Reichweite ihrer Ansätze noch bewusst sind.
Den Kritikern sei folgendes gesagt: Die ehrwürdige Tradition des Fachbegriffs »Humankapital«, auf die die Gegner unserer Unwort-Wahl immer wieder verweisen, war und ist der Unwort-Jury sehr wohl bekannt. Es hieß auch schon einmal (etwas weniger «berechnend») »geistiges Kapital« (vgl. Adam Smith u. a.). Uns war und ist auch bewusst, dass mit diesem Begriff neben Sachkapital und Finanzkapital menschliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gewürdigt werden sollten. Ob »Humankapital« mittlerweile allerdings mehr als eine schöne Metapher ist, bleibt höchst fragwürdig.
Uns stellt sich angesichts des Unisono-Aufschreis der Experten inzwischen die Frage, ob wir mit der Wortkritik nicht einen Nerv sogar der »Humankapital«-Theorie und ihrer gesellschaftlichen Relevanz getroffen haben. Denn mit welcher Sicherheit soll denn noch der durch Bildung und Ausbildung zu fördernde menschliche Anteil an der Leistungskraft von Unternehmen wie der ganzen Gesellschaft berechnet werden, wenn im wirtschaftspolitischen und -praktischen Handeln das sog. »Humankapital« von inzwischen mehr als fünf Millionen und mit jeder weiteren Massenentlassung auf den Müll geworfen wird? Was hat die Theorie da noch mit der Realität zu tun? Realität ist doch wohl, dass das »Humankapital« grundsätzlich dem »shareholder value« untergeordnet wird. Auch die um sich greifende Umschreibung von Arbeitkräften als »human resources« (gelegentlich sogar als »personelle Rationalisierungsreserve«) ist mehr als entlarvend. Das rettet auf keinen Fall den angeblich immer noch »humanen« Charakter von »Humankapital«. Auch sollten sich die Experten einmal einer Debatte über etwas weiter gefasste anthropologische Fragestellungen nach dem Wert von Menschen öffnen, der nicht nur mit Euro und Cent berechnet werden kann.
Hinweise, dass »Humankapital« schon einmal «bezeichnenderweise» von marxistischer Seite kritisiert worden sei, die die Unwort-Jury in eine bestimmte ideologische Ecke stellen und damit diskreditieren wollen, sind einer wissenschaftlichen Diskussion ebenso unwürdig wie die Ausbrüche einzelner, wir seien «geistige Totengräber unserer Volkswirtschaft» (FAZ) u. ä. Solche Reaktionen erledigen sich eigentlich von selbst.
Begrüßungszentren: Sprachliche Verniedlichung von Auffanglagern für afrikanische Flüchtlinge; diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten.
Luftverschmutzungsrechte: Nicht nur ökologisches Unding, das Wort trägt vielmehr auch dazu bei, «Treibhausgasemissionen» für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt wird.
2003
Tätervolk: Grundsätzlich inakzeptabler Kollektivschuldvorwurf; als potenziell möglicher Vorwurf gegen Juden bei Martin Hohmann schlicht antisemitisch.
Anlass der Kritik war der Gebrauch dieses Wortes in der umstrittenen Rede des Bundestagsabgeordneten Hohmann. Dieser Begriff ist schon grundsätzlich verwerflich, da er jeweils ohne jede Ausnahme ein ganzes Volk für die Untaten kleinerer oder größerer Tätergruppen verantwortlich macht, also den Vorwurf einer Kollektivschuld erhebt. Die Verbindung dieses Begriffs mit «den» Juden zumal ist ein aktueller Beleg für den immer noch wirkenden Antisemitismus. Bereits im religiösen, antijudaistischen Ursprung dieser Einstellung wurde das Volk der Juden kollektiv für den Tod Jesu Christi verantwortlich gemacht und sogar als «Gottesmörder» gebrandmarkt.
Ausführlichere Begründung der Unwort-Kritik an Homanns «Tätervolk»-Ausführungen:
Da die Begründung einer Unwort-Wahl in den Medien nur verkürzt wiedergegeben werden kann, sollen im folgenden die Gründe für die Wahl von «Tätervolk» zum Unwort des Jahres 2003 ausführlicher wiedergegeben werden.
1. Die Unwort-Jury kritisiert den Gebrauch des Begriffs «„Tätervolk» (der leider schon seit längerem im Gebrauch ist, wie zahlreiche Belege vor 2003 belegen) grundsätzlich:
«Tätervolk» enthält den Vorwurf einer Kollektivschuld, der gegen kein Volk der Erde erhoben werden kann. Gegen das deutsche Volk gewendet schließt dieser Begriff etwa die von den Nazis Verfolgten und die Widerstandskämpfer in diesen Vorwurf geradezu automatisch ein (oder schließt sie aus dem deutschen Volk aus!). Politisch Unverdächtige wie der erste Bundespräsident, Theodor Heuß, haben sich mit Recht schon bald nach 1945 gegen die Kollektivschuldthese gewandt. Wie bei kaum einem anderen von uns gewählten Unwort muss das Wort «Tätervolk» also generell als verwerflich gelten, von wem auch immer und gegen wen auch immer es ins Feld geführt wird.
2. Die Verwendung des Begriffs in der Rede von Martin Hohmann war deswegen Anlass einer aktuellen Kritik, weil diese Rede eine infame Dialektik belegt, deren Ziel nur als antisemitisch bezeichnet werden kann:
Der rhetorische Trick von Hohmann besteht darin, dass er nicht einfach nur den Kollektivvorwurf, die Deutschen seien ein «Tätervolk» gewesen, zurückweist. Nein, er sucht, um die NS-Verbrechen zu nivellieren, eine «Parallele», bei der man ja einmal überlegen «könnte» (mit raffiniert eingesetztem Konjunktiv), ob auf sie nicht auch der Kollektivvorwurf passt. Und diese Parallele «findet» er in Verbrechen ausgerechnet von Juden – nicht etwa von Roten Khmer, Hutus oder Tutsis! Dass er dann von dieser nicht zufällig eingesetzten, sachlich absurden «Parallele» wieder abrückt und «die» Juden von der von ihm selbst erfundenen Unterstellung gnädig wieder freispricht, ist die Basis für die von ihm nahegelegte Schlussfolgerung: «Die Deutschen waren auch nicht schlimmer als die Juden.»
3. Allein die Erwägung, die Juden könnte man ggf. auch als «Tätervolk» bezeichnen, fügt sich nahtlos in die Tradition eines antisemitischen, ja sogar schon antijudaischen Kollektivvorwurfs gegen «die» Juden ein, der schon weit über ein Jahrtausend alt ist. Am Anfang stand der christliche Vorwurf, «die» Juden hätten Jesus Christus ermordet und seien damit «Gottesmörder».
Angebotsoptimierung: Beschönigung von Dienstleistungsminderungen, etwa Stilllegung von Bahnstrecken; ähnlich «Briefkastenoptimierung».
Abweichler: Diskriminierung von Bundestagsabgeordneten, die Gewissensentscheidung über Fraktions-/Koalitionszwang stellten.
2002
Ich-AG: Reduzierung von Individuen – als Aktiengesellschaft? – auf sprachliches Börsenniveau.
Diese Wortbildung aus dem »Hartz-Papier« leidet bereits sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum keine Aktiengesellschaft sein kann. Selbst als ironisches Bild ist das Wort nicht hinzunehmen, da sich die aktuelle Arbeitslosigkeit mit solcher Art von Humor kaum noch verträgt.
Ausschlaggebend für die Wahl war aber die Herabstufung von menschlichen Schicksalen auf ein sprachliches Börsenniveau. Ich-AG ist damit einer der zunehmenden Belege, schwierige soziale und sozialpolitische Sachverhalte mit sprachlicher Kosmetik schönzureden.
Ausreisezentrum: Behördenterminus für Sammellager, aus denen abgewiesene Asylbewerber abgeschoben werden.
Zellhaufen: Sprachliche Verdinglichung von Biotechnikern für einen menschlichen Embryo.
2001
Gotteskrieger: Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban- und El Qaeda-Terroristen.
Diese Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban- und El Qaeda-Terroristen wird oft von den Medien unkritisch übernommen. Besonders der Gebrauch in akustischen Medien lässt oft die Distanz zu diesem pseudoreligiösen Anspruch vermissen. Kein Glaube an einen Gott, gleich welcher Religion, kann einen Krieg oder gar Terroranschläge rechtfertigen.
Kreuzzug: Pseudoreligiöse Verbrämung kriegerischer Vergeltungsmaßnahmen; US-Präsident George W. Bush.
Topterroristen: Verharmlosende und positivierende Benennung von Osama bin Laden.
Therapeutisches Klonen: Zweifelhafte Wortzusammenstellung um Manipulationen am menschlichen Erbgut gegen Krankheiten/für Therapien in nicht absehbarer Zeit zu rechtfertigen.
Gewinnwarnung: Von Aktionären verwendeter sachlich falscher Begriff, der vor geringeren Gewinnen als erwartet warnt.
2000
National befreite Zone: Zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird.
Diese Umschreibung rechtsextremistisch terrorisierter Gebiete und Orte ist in den östlichen Bundesländern, v. a. in Brandenburg und Sachsen, nicht erst seit 2000 bekannt, hat aber im Zuge eines allgemeineren Bewusstwerdens extremistischer Gefahren von Rechts im letzten Jahr bundesweite Aufmerksamkeit gefunden. Da dieser Begriff auch im Hörfunk verwendet wird, fehlen ihm als Zitatwort häufig die distanzierenden Anführungszeichen, wodurch sich dieses Unwort auch als »neutraler« Begriff verbreiten könnte. (Mit ähnlicher Begründung wurde 1992 das undistanziert zitierte Unwort des Jahres 1992 »ethnische Säuberung« gewählt).
Diese Begriffsbildung ist auf doppelte Weise zynisch: Zum einen heroisiert sie ein extremistisches und gewalttätiges Sektierertum als »national« (was selbst national Gesinnten zuwider sein müsste), zum anderen gibt sie die Verfolgung von Menschen als »Befreiung« aus und liegt damit auf einer Linie mit dem Unwort des Jahres 1991, »ausländerfrei«, das dem Unwort »judenfrei« nachgebildet war. Die Variante »zeckenfreie Zone« setzt Menschen mit Ungeziefer gleich (vgl. H. D. Schlosser, Lexikon der Unwörter, Gütersloh 2000, S. 72 und 87).
Überkapazitäre Mitarbeiter: Reduzierung von zu entlassenden Arbeitnehmern auf rein betriebswirtschaftliche Größen.
Separatorenfleisch: Seriös klingende, bei BSE-Verdacht besonders unangemessene Bezeichnung von Schlachtabfällen.
«Dreck weg!»: CDU-Parole in Darmstadt, die sich auch gegen »missliebige« Menschen richtete.